Die Erkrankung der Feldhasen zieht Kreise. Seit Mitte August melden die Jäger in NRW alarmierende Zahlen aus den Revieren. Mittlerweile hat die Myxomatose über den Kreis Steinfurt auch das Emsland erreicht. Aus diesem Grund lud die Kreisjägerschaft Lingen mit ihrem Vorsitzenden Jochen Roling und dem Vizepräsidenten der Jägerschaft Niedersachen, Josef Schröer zu einem Vortrag über diese verheerende Tierseuche ein.
Mit Dr. Ulrich Voigt und Dr. Egbert Strauß von der Tierärztlichen Hochschule Hannover konnten zwei ausgewiesene Fachmänner als Referenten gewonnen werden. Sämtliche Jägerschaftsvorsitzende mit ihren Vorständen aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim fanden sich in der vergangenen Woche im Saal Wulkotte in Lünne ein.
Zunächst schilderten drei Revierinhaber aus dem Altkreis Lingen, wie es derzeit in ihren Revieren um den Hasen bestellt ist. So zeigte Frank Langenhorst ein grausames Bild aus seiner 150 Hektar großen Eigenjagd auf. Von den im Sommer gezählten etwa 200 Hasen in seinem Revier sind über 90 Prozent befallen sind. Innerhalb weniger Wochen sei der Hasenbestand zerstört worden.
In seinem Vortrag definierte Dr. Strauß zunächst die Myxomatose in ihrer Krankheit. Bis 2018 gab es die Übertragung der „Kaninchenkrankheit“ nur selten beim Feldhasen und war als Ausbruch auch nicht erkennbar. Die sprunghafte Ausbreitung in NRW ab August in Wesel mit ihrem meist schweren Verlauf beim Hasen scheint zunächst noch nicht erklärlich. Es handelt sich hier wohl um einen neuen Virusstamm aus Spanien. Die Übertragung geschieht überwiegend durch blutsaugende Stechmücken und durch Pockenmaterial über die Schleimhäute. Begünstigt wird die Ausbreitung durch feuchte und warme Witterung. Eine Ausbreitung bis zur Küste hält Dr. Strauß für wahrscheinlich.
Sofortmaßnahmen, wie die Entnahme von sichtlich erkrankten Tieren, Bergung und unschädliche Beseitigung von verendeten Tieren, sowie die Meldungen hierüber zählte Dr. Strauß auf. Einsendungen verendeter Tiere (begrenzt auf zwei Hasen/Revier) an die Kreisveterinärämter und LAVES (Hannover) -soweit noch nicht geschehen- sei nötig. Einen entsprechenden Link für das Einsendeformular ist auf der Homepage des LJN eingestellt.
Als Sofortmaßnahmen hielten beide Referenten den Verzicht der Bejagung in den betroffenen Revieren, das Auslassen der Hundearbeit, keine Weitergabe von Schleppwild und die regelmäßige Desinfektion der Kleidung, v. a. des Schuhwerks. In den nicht betroffenen Revieren sollte angepasst zurückhaltend bejagt werden. Jagdtermine sollten evtl. vorgezogen werden. Als Maßnahmen zur Besatzstützung war beiden Vortragenden die Prädatorenkontrolle und Lebensraumverbesserungen durch Anlage von mehrjährigen Blühflächen, Gewässerrandstreifen und Ruhezonen für das Wild besonders wichtig.
Johannes Krage (Jolle)